Gotteshaus voller Geschichte und Geschichten
Die Wallfahrtskirche St. Laurentius Zudar
Die St. Laurentius Kirche in Zudar fand 1318 erstmals urkundliche Erwähnung. Als Marien-Wallfahrtskirche war sie bis ins Jahr 1372 von enormer Bedeutung. Immerhin stand eine Reise hierher seinerzeit halb so hoch im Kurs wie eine Pilgerfahrt nach Rom zum Sitz des Papstes! Zweimal Zudar und man war alle Sünden los …
Weshalb die Wallfahrten ein abruptes Ende fanden und warum Sie dieses sakarale Kleinod im Süden der Insel Rügen heute trotzdem unbedingt mal besuchen sollten, verraten wir Ihnen hier.
Wie auf der Internetseite des Pfarrsprengels Garz zu erfahren ist, war die Zudarsche Kirche schon vor dem Jahre 1370 das Ziel vieler Wallfahrten. Ein wundertätiges Marienbild machte die schlichte Inselkirche berühmt, zu einem rügenschen Lourdes, einem weithin bekannten Wallfahrtsort zur Stärkung des christlichen Glaubens. Die Pilger brachten alle Vorhaben und Anliegen der Heiligen Maria vor, um dann beglückt wieder heimzuwandern. Eine Reise nach dem Zudar stand in Norddeutschland halb so hoch im Kurs wie eine Pilgerfahrt nach Rom zum Sitz des Papstes. Zweimal Zudar und man war alle Sünden los.
Aber mit den Wallfahrten nahm es 1372 ein unglückliches Ende: Ein Pilgerschiff kenterte auf der Reise nach Zudar im Sund, denn es kam ein „wedder und groth storm“ und alle 90 Pilger kamen ums Leben. Seither glaubten die Leute nicht mehr daran, daß von Zudar Wunderkraft ausgeht – „also wardt dett afflath wedder gelecht, wante dar schach groth schade.“
Auch über den Bau der Kirche ist etwas überliefert. Der Rügensche Historiker, Volkskundler und Gymnasiallehrer Professor A. Haas wusste von folgender Sage zu berichten:
„Als es sich darum handelte, an welchem Platz auf dem Zudar die Kirche gebaut werden sollte, kamen alle Großen auf Rügen zusammen, um über diese Sache zu verhandeln. Nach langen Beratungen kam man dahin überein, daß die Kirche an der Stelle erbaut werden sollte, welche heutigen Tages „de Jüls“ heißt. Und zum Zeichen dafür steckte einer der Anwesenden seinen Speer in die Erde. Am anderen Morgen war jedoch der Speer an dieser Stelle verschwunden. Erst nach langen Suchen fand man ihn weit nördlich in der Erde stecken. So hatte Gott selbst darüber entschieden, wo sein Haus stehen sollte und die Kirche wurde dort hingebaut.“