Schützenswertes Kulturgut: Die Kultur- und Wegekirche Landow

OAR auf den Spuren eines „Lost Place“, der gar keiner ist.

„Lost places“ haben etwas Faszinierendes und werden immer wieder gern fotografiert. Im stillen Westen der Insel Rügen gibt es mit der Kultur- und Wegekirche Landow einen Ort, der fast schon verloren schien, heute jedoch dank engagierter Menschen wieder eine Zukunft hat.

Wir haben uns für Sie auf den Weg gemacht und abseits ausgetretener touristischer Pfade ein wirkliches Kleinod gefunden.

Das zu Dreschvitz gehörende Landow liegt auf halbem Wege links zwischen Samtens und Gingst. Einst verlief hier mit der Salz- und Heringsstraße einer der drei wichtigen mittelalterlichen Handelswege Rügens. 1333 fand der Ort in Bezug auf gleich zwei geistliche Bruderschaften seine erste urkundliche Erwähnung.

Die Kirche Landow

Der Baubeginn der Kirche zu Landow, die den Mittelpunkt des ehemaligen Pfarrdorfes mit Pfarr-, Küster-, Pfarrwitwenhaus und Pfarrbauernhof markiert, wird nach neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen auf das Jahr 1313 datiert.

Sie gilt als älteste Fachwerkkirche im südlichen Ostseeraum. Schließlich handelt es sich bei dem im Kirchenraum teilweise noch sichtbaren Fachwerk um Überreste eines ursprünglich eigenständigen Fachwerkbaus, der erst im 16. Jahrhundert mit Backstein ummauert wurde.

Die Kultur- und Wegekirche Landow. Kaum etwas deutet außen darauf hin, dass innen ein „Lost Place“ wartet.

Während der polygonal geschlossene und gewölbte zweijochige Chor um 1400 entstanden ist, wurde der Turm vermutlich 1733 aufgesetzt. Die Kirche stellt einen späten Ausläufer der gotischen Architektur in der Region dar und ist in die »Europäische Route der Backsteingotik« aufgenommen worden.

Leider ist von der im 18. Jahrhundert hinzu gekommenen reichen barocken Ausstattung der Kirche – darunter Altar, Taufe, Kanzel und Patronatsgestühl von Elias Kessler aus Stralsund, dem bedeutendsten pommerschen Bildhauer seiner Zeit – vieles nicht mehr oder nur noch in einem desolaten Zustand erhalten. Einiges wurde vor Jahren auch in andere Kirchen ausgelagert.

Kulturgut erhalten

Dem Engagement und dem Enthusiasmus weniger Menschen ist es zu danken, dass die Kirche, die in den 1970er Jahren aufgegeben worden war, vor dem endgültigen Verfall gerettet wurde.

Nach einer ersten Notsicherung des vom Einsturz bedrohten Gebäudes in den 1980er Jahren erfolgten 1991 – 1992 und 2002 – 2003 mit Hilfe von Spenden und Fördergeldern Sicherungsmaßnahmen an Turm, Fenstern, Dach, Fußboden und Außenmauerwerk.

Kultur- und Wegekirche Landow

Seitdem wurden und werden immer wieder weitere behutsame Erhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen durchgeführt. Dabei ist neben einer Förderung durch die EU vor allem das Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Vereins „Dorfkirchen in Not“ grundlegend für die Rettung der Kirche gewesen.
Doch wie unsere Bilder zeigen, gibt es noch viel zu tun.

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Lebendiges Erbe: die Kultur- und Wegekirche Landow

Der Freundeskreis Kirche zu Landow e.V. setzt sich nicht nur für den Erhalt des Bauwerkes ein, sondern organisiert mit dem seit 2000 stattfindenden „Landower Musiksommer“ ein ganz besonderes kulturelles Highlight. Zum Programm >>>

Kirche Landow erhalten - helfen Sie mit

Für den weiteren Erhalt der Kirche und deren Ausstattung sowie zur Förderung eines lebendigen Kulturprogramms ist der Förderverein für jede Spende dankbar. Die Bankverbindung lautet:

Freundeskreis Kirche zu Landow e.V.
Sparkasse Vorpommern
IBAN: DE79 1505 0500 0130 0016 43
BIC: NOLADE21GRW

Mehr Informationen zur Arbeit des Vereins gibt es hier >>>.

Die Kultur- und Wegekirche Landow ist täglich von 9 bis 19 Uhr zur Besichtigung und Andacht geöffnet. www.kirchelandow.de

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Auch die Festspiele MV haben Landow entdeckt: Bereits seit 1991 gastiert man mit hochkarätigen Konzertevents hier in der Kultur- und Wegekirche Landow. Mehr dazu lesen Sie hier >>>

Unser Buchtipp

„Dorf- und Stadtkirchen auf Rügen und Hiddensee“

3. überarb. Auflage, Edition Temmen, ISBN 9783861084952,
Neuerscheinung 2020

In 43 Kurzporträts, ergänzt durch zahlreiche farbige Abbildungen des Fotografen Gunther Reymann, skizziert der Autor Jürgen Schulz Vergangenheit und Gegenwart der Gotteshäuser und spart dabei nicht an der einen oder anderen Anekdote.

Urlaub auf der Insel Rügen – immer wieder für eine Überraschung gut.

Ist es nicht immer wieder erstaunlich, wie reich an Naturschönheiten, Sehenswürdigkeiten und Kulturschätzen unsere Insel Rügen ist? Immer mehr setzt sich glücklicher Weise auch die Einsicht durch, dass es statt eines „Schneller, höher, weiter!“ eines Umdenkens in der Art und Weise bedarf, wie wir unsere Heimat erleben, pflegen und schützen.

Dafür kann Jeder etwas tun, auch im Urlaub. Und wenn es nur ein kleiner Geldschein ist, den Sie vielleicht bei Ihrem Besuch in der Kultur- und Wegekirche Landow in den Opferstock stecken. Keine große Mühe, aber eine Geste, die zählt.

Wir von Ostseeappartements Rügen jedenfalls freuen uns sehr darauf, Sie bald (wieder) bei uns zu begrüßen.

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2 Kommentare

Klaus Kunze sagte:
9. Mai 2020 um 07:27

Herzlichen Dank für diesen besonderen Hinweis. Wir kennen die Kirche Landow bisher leider nur als Ort der Festspiele MV. Die jährliche Veranstaltung hat ihren besonderen Reiz, ist aber verkehrstechnisch am Wochende vom Festland nicht immer leicht zu erreichen.
Schön, dass das Kleine Jahresprogramm auch andere Möglichkeiten bietet!
Danke auch für den brandneuen Buchtipp!
Herzlichen Gruß !
- OAR-Moderator sagte:
  9. Mai 2020 um 08:07
  
  Dankeschön für das nette Feedback – wir freuen uns immer sehr, wenn unsere Beiträge interessierte Leser finden. :-)

Schützenswertes Kulturgut: Die Kultur- und Wegekirche Landow

Die Kirche Landow

Die Kultur- und Wegekirche Landow. Kaum etwas deutet außen darauf hin, dass innen ein „Lost Place“ wartet.

Kulturgut erhalten

Kultur- und Wegekirche Landow

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