Lebendige Kulturgeschichte im Herzen der Insel Rügen.
Was verbindet heidnische Ranen und Dänenkönige auf Missionarskurs mit dem Papst, Nonnen und adligen Jungfrauen? Und was hat das Bergener Stadtmuseum mit dem Ganzen zu tun? Wir verraten es Ihnen. Tauchen Sie mit uns ein in ein überaus spannendes Stück rügenscher Heimatgeschichte.
Es ist das Jahr 1168. Nach mehreren erfolglosen Versuchen gelingt es einer dänischen Streitmacht unter Führung ihres Königs WALDEMAR I. und des Bischofs Absalon von Roskilde, am Kap Arkona das Hauptheiligtum der Ranen, jenes slawischen Stammes, der ab dem 8. Jh. nach Chr. auf Rügen siedelte, einzunehmen. Der Fall der Tempelburg Arkona und die Zerstörung des von den Ranen verehrten Götzenbildes des Svantevit markieren den Beginn der christlichen Missionierung Rügens.
Die heidnischen Tempel – insgesamt 11 slawische Burgen wurden auf Rügen nachgewiesen – sind nach und nach zerstört worden. Doch wenn wir heute wachen Auges über die Insel streifen, stoßen wir zumindest auf Reste der wohl bekanntesten drei: die Tempelburg Kap Arkona, den Burgwall in Garz und den Burgwall auf dem Rugard in Bergen.
Jaromar I., der seinerzeit auf dem Rugard residierte, wurde 1168 mit dem Titel eines Lehensfürsten ausgestattet. Und bemerkenswerter Weise war es kein Geringerer als der damalige Papst Alexander III., der 1169 per Verfügung die Insel Rügen dem dänischen Bistum Roskilde unterstellte.
So verwundert es nicht, dass die gottesfürchtigen Dänen recht bald auch damit begannen, auf Rügen Kirchen zu errichten. Deren älteste steht denn auch in Bergen; es ist die schon von Weitem sichtbare Marienkirche.
Um 1180, so bezeugen es die Geschichtsbücher, wurde der Bau der Kirche unter Jaromar I. als romanische Basilika mit Querschiff begonnen.
Im Jahre 1193 wurde die Kirche als Klosterkirche des Nonnenklosters Bergen geweiht. Die Nonnen kamen aus dem Bistum Roskilde. Das Kloster wurde mit Grundbesitz ausgestattet. Diese Zuerkennung wirtschaftlicher Privilegien sicherte gleichzeitig die ökonomische Basis, während die Gründung des Klosters wiederum die Entwicklung des ganzen Dorfes begünstigte.
In den Jahren 1232 und 1250 werden der Krug und der Marktflecken urkundlich erwähnt. 1314 nennt man den Ort „Villa Montis“ – Dorf auf dem Berg. Die slawische Urbevölkerung wird nun immer mehr von Zugewanderten überlagert. 1325 stirbt Wizlaw III., der letzte slawische Rügenfürst und Minnesänger.
Und schließlich wurde nach der Reformation ab 1539 die Umwandlung des Klosters in ein adliges Jungfrauenstift vollzogen. So schließt sich der Kreis.
Natürlich ist es nicht nur ihr reines Alter, was die Marienkirche so besonders macht. Während der Ostteil romanisch ist, gehören das Langschiff und das Obergeschoss des Querbaues der Gotik an.
Der wertvolle Wandmalerei-Zyklus mit biblischen Motiven, im Chor und östlichen Querbau, entstammt der Romanik und wurde in den letzten Jahrzehnten nicht zuletzt dank vieler Spenden und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz umfassend restauriert. Ein beeindruckendes Meisterwerk, wie unsere Bilder sicher zeigen und zugleich das einzig erhaltene Beispiel einer spätromanischen Totalausmalung nach einheitlichem Programm in Norddeutschland.
Das schlichte Taufbecken aus Granit stammt aus dem 14. Jahrhundert, die Kirchenglocke von 1445. Der Altar kam um 1730 in die Kirche, die Barockkanzel folgte 1776. Ein Kuriosum gibt es am Kirchturm zu bestaunen: Das Zifferblatt der Turmuhr an der Nordseite hat infolge eines Fehlers bei der Restaurierung nämlich eine 61-Minuten-Teilung.
Interessant ist auch der Granitstein, der an der äußeren Westwand der Marienkirche eingemauert ist und ziemlich sicher zu den ältesten Bestandteilen des Bauwerkes zählt. Er zeigt einen stehenden Mann mit angewinkelten Armen im weiten Mantel und mit einer Mütze. Während frühere Interpretationen davon ausgingen, es handele sich um eine Darstellung des slawischen Gottes Swantevit, so wird der Stein heute eher neutral als slawischer Bildstein bewertet. Eine besondere – ja fast schon mystische – Spannung und Anziehungskraft gehen aber auf jeden Fall von ihm aus.
Jede Menge zu entdecken also in der Marienkirche. Mit Ihrem Besuch und Ihrer Spende können Sie, liebe Leser, zum weiteren Erhalt dieses einzigartigen Kulturgutes beitragen.
Und damit nicht genug: Die Evangelische Kirchengemeinde Bergen auf Rügen unter Leitung von Pastorin Friederike Tauscher und Kantor Frank Thomas sorgt neben den regelmäßigen Gottesdiensten gemeinsam mit dem 2008 gegründeten Freundeskreis für Musik in St. Marien zu Bergen e.V. auch für wundervolle Musikerlebnisse in der Kirche. Die Termine des diesjährigen Konzertsommers finden Sie hier.
Auf unserer Fototour hatten wir das Glück, einen absoluten Traumtag zu erwischen. Und während es auf dem historischen Pflaster rund um den Bergener Markt schon mal etwas lauter zugehen kann, taucht man bei einem Besuch des Klosterhofs unvermittelt ab in eine Oase der Ruhe und Beschaulichkeit.
Sattes Grün und eine bunte Blütenpracht begrüßten uns. Die Sonne lud förmlich dazu ein, auf einer der zahlreichen Bänke im Klosterhof Platz zu nehmen und die Seele baumeln zu lassen. Liebevoll saniert präsentiert sich das historische Bauensemble seinen Besuchern. Im Sommer finden hier auf dem Klosterhof zuweilen Konzerte und Flohmärkte statt; im Advent regelmäßig auch der Bergener Weihnachtsmarkt. Eine kleine Ladenzeile mit hübschen Geschäften wartet auf neugierige Besucher.
Als weiterer Gewinn für die Besucher des schönen Geländes wurden die Zuwegungen von der Billrothstaße aus mit großen Granitplatten barrierefrei gestaltet.
Übrigens hat auch die Stadtinformation Bergen nur ein paar Schritte vom Klosterhof entfernt ihren Sitz. Das um 1630 erbaute Benedixhaus am Markt zählt zu den ältesten erhaltenen Fachwerkhäusern der Insel. Wir aber hatten noch eine andere Verabredung und lenkten unsere Schritte deshalb flugs ins Stadtmuseum.
Für dieses wunderbare Museum in einem der barocken Stiftsgebäude im Klosterhof sollte sich jeder Besucher Bergens einmal Zeit nehmen. Es ist nicht überdimensioniert groß, dafür aber ganz hervorragend thematisch aufbereitet.
Ausgehend von der Ur- und Frühgeschichte der Insel Rügen wird den Gästen mit sorgsam ausgewählten Exponaten und ausführlichen Schautafeln ein Einblick in die spannende Geschichte unserer Inselhauptstadt vermittelt.
Um nicht alles zu verraten, lassen wir an dieser Stelle wieder unsere Bilder sprechen. Nur so viel: Zwei der absoluten Highlights des Museumsrundgangs sind die Replik eines romanischen Abendmahlkelches, gefertigt in der Goldschmiedewerkstatt von Frank Neitmann und ein reich besticktes, mittelalterliches Leinentuch, eine Leihgabe der evangelischen Kirchengemeinde Bergen auf Rügen. Das Tuch ist im Original ungefähr 240 cm lang und 82 cm hoch und besteht aus zwei gewebten Leinenbahnen.
Über Herrn Neitmann und seine Arbeiten haben wir übrigens bereits ausführlich in unserer Themenreihe „Shoppingtipps für die Insel Rügen“ berichtet. Wenn Sie vorab schon einmal mehr über diesen beiden außergewöhnlichen Exponate erfahren möchten, können Sie hier mehr lesen.
Billrothstraße 20 a, 18528 Bergen auf Rügen
www.stadtmuseum-bergen-auf-ruegen.de
Öffnungszeiten
Mai-Oktober: Di. bis Sa. 10.00 – 16.30 Uhr | Nov-April: Mo. bis Fr. 11.00 – 15.00 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 2,00 Euro | Ermäßigt: 1,00 Euro | Familienkarte: 4,00 Euro
Unsere Inselhauptstadt Bergen ist aus allen Richtungen gut mit Bus und Bahn zu erreichen. Wer mit dem eigenen Fahrzeug kommt, parkt am besten auf dem Marktplatz (gebührenpflichtig) und beginnt dort seinen Bummel durch die Stadt. Auch zur Erlebniswelt Rugard ist es von hier aus nicht weit.
Viele Tipps und Infos im RügenInsider-Blog und in der OAR-App
Die Insel Rügen ist unglaublich reich an Sehenswürdigkeiten und kulturgeschichtlichen Schätzen. In unserem RügenInsider-Blog stellen wir Ihnen, liebe Leser, regelmäßig neue Themen und mit ganz viel Heimatliebe recherchierte Artikel vor.
Wenn dieser Beitrag für Sie interessant war, dann sollten Sie unbedingt auch den reich bebilderten Artikel über die Kultur- und Wegekirche Landow lesen. Einer unserer absoluten Geheimtipp abseits ausgetretener touristischer Pfade! Oder schmökern Sie mal in unseren Artikel über Hünen- und Hügelgräber auf der Insel Rügen rein – es lohnt sich bestimmt.
Als Reisebegleiter vor, während und nach Ihrem Urlaub auf der Insel Rügen empfiehlt sich auch unsere OAR-App, die es sowohl für Android als auch für iOS gibt. Am besten jetzt gleich bei Google Play bzw. im App Store downloaden.
Strandgeflüster by Grit Ulrich – 28. Shoppingtipp von OAR1.de 
Hallo,
Gerne habe ich wieder den Blog gelesen. Und bis auf die Fischkopp-Keramik war alles neu für mich.
Danke für die Sorgfalt und Mühe bei der Erarbeitung!!!!!
Eine gute Saison für Sie, denn mit dem Ferienbeginn in MV geht es ja nun sicher zu 100% + los. 😀😉
Dankeschön, wir freuen uns immer, wenn unsere Artikel interessierte Leser finden und wir mit den Texten und Bildern Inspirationen zum aktiven Erleben der Insel geben können 🤗🌞