Scharfe Sache: Die Rügener Senfmanufaktur.
Von Senf, Aalrauchmettwurst und einem ganz besonderen Bier. Unser 18. Shoppingtipp führt nach Garz.
Von Senf, Aalrauchmettwurst und einem ganz besonderen Bier. Unser 18. Shoppingtipp führt nach Garz.
Die touristische Nebenstrecke, die über die Glewitzer Fähre, Garz und Putbus weiter in den Südosten der Insel Rügen führt, ist mit ihren herrlichen Alleen und dem gemächlicherem Tempo für viele Inselbesucher und Einheimische mehr als nur eine willkommene verkehrstechnische Entlastung. Und es lohnt sich durchaus, unterwegs einmal anzuhalten.
Beispielsweise in Garz, der ältesten Stadt der Insel. Die Chronisten sind sich zwar uneins, wann genau die Verleihung des Stadtrechts erfolgte (1316 oder 1319), aber ein bedeutungsvoller Ort war der Flecken schon lange Zeit vorher. Immerhin befand sich hier eine der Hauptburgen der seinerzeit auf Rügen ansässigen Slawen. Im Jahre 1168, zeitgleich mit der Eroberung Arkonas, zerstörten die christlichen Dänen den heidnischen Tempel, der alte Burgwall aber blieb bis heute erhalten und ist durchaus sehenswert.
Wir haben unsere Schritte jedoch für Sie in die Rügener Senfmanufaktur gelenkt. Hier, so haben wir erfahren, werden nicht nur über 40 ganz besondere Geschmacksrichtungen produziert, sondern vor allem das Wie der Verarbeitung soll den Unterschied zu handelsüblichem Senf aus dem Supermarkt ausmachen. Und das haben wir uns genauer angesehen.
Ronny Freese, Chef der Manufaktur, weiht uns in die Geheimnisse der Senfverarbeitung ein.
Los geht´s mit dem Senfkorn. Verarbeitet werden hier der normale gelbe Senf und der schwarze Senf, ein besonders scharfer Senf. Je nachdem, welche Textur später das fertige Produkt haben soll, werden die Körner zunächst in drei Stufen von grob über mittel bis fein vermahlen, wobei hier schon eine qualitative Besonderheit zu beachten ist. Beim wichtigen kalten Vermahlen bleiben nämlich die natürlichen Senfaromen und das wertvolle Senföl fast komplett erhalten.
Zu einer sogenannten Senfmaische wird das Mahlgut dann durch Zugabe von Wasser, Branntwein- oder Apfelessig, Zucker und Salz, wobei Ronny Freese auf gutes Meersalz ohne Rieselhilfe setzt. Darauf folgt dann der spannende Teil, der letzten Endes den Geschmackssorten-Unterschied ausmacht und für Freese auch nach 7 Jahren Senfmanufaktur immer noch mit ganz viel Freude am Experimentieren verbunden ist: die Zugabe der einzelnen Gewürze und anderen besonderen Zutaten. Deren Menge und genaue Komposition ist natürlich strenges Geschäftsgeheimnis, aber die Etiketten an den fertigen Gläsern sprechen für sich. Sogar die schärfste Chili-Schote der Welt, die „Bih Jolokia Bhut“ wird hier verarbeitet. Der „Tsunami“-Senf aus der Senfmanufaktur ist denn auch nur etwas für ganz Hartgesottene.
Und da gut Ding bekanntlich Weile braucht, muss auch die Senfmaische ruhen und ziehen, nämlich drei Monate. Erst dann folgen das endgültige Vermahlen in einer Nassmühle und das Abfüllen in die jeweiligen Gläser. Alles in guter hauseigener Manufakturarbeit, versteht sich.
In dem liebevoll dekorierten Ladengeschäft können die Besucher dann die Köstlichkeiten bestaunen, probieren und natürlich auch kaufen. Und da von süß über fruchtig, herzhaft, exotisch, blumig und deftig bis feurig scharf wirklich alles vertreten ist, sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Auf alle Fälle sind es echte Vollwertprodukte, ganz ohne Konservierungsstoffe, ohne zugesetzte Aromen und Geschmacksverstärker, ohne Verdickungsmittel und ohne Farbstoffe. Eben Qualität pur.
Unsere kleine Bildergalerie zeigt u.a. auch noch zwei weitere Standbeine des kleinen Unternehmens: Die Rügener Aalrauch-Mettwurst und das Rügener Knall Rülps Furz Bier.
Die lecker-deftige Mettwurst im witzigen Aal-Kostüm aus einem handvernähten Naturdarm wird von der Rügener Fleischerei Ganzert nach altem vorpommerschen Familienrezept aus gutem Rind- und Schweinefleisch und natürlich mit Senfkörnern exklusiv für die Senfmanufaktur hergestellt. Das Ganze hängt dann über eine Woche im Rauch aus Buchenholz, wodurch ein ganz besonders Aroma hervorgezaubert wird. Echt ein Genuss!
Tja, und was hat es mit dem Bier mit dem zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftigen Namen auf sich? Der ist in Anspielung auf Martin Luthers „Ihr rülpset nicht, ihr furzet nicht, hat es euch nicht geschmecket?“ entstanden, verrät Ronny Freese mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich ist das Bier, erhältlich als Pils, Keller- und Schwarzbier, durchaus eine geschmackliche Besonderheit und seinen Preis wert. Schließlich ist es nicht homogenisiert und dazu noch ungefiltert und naturtrüb, was alle Kenner zu schätzen wissen werden. Und warum nun „Knall“? Ganz einfach: Weil der Bügelverschluss der hübschen Keramikflaschen beim Öffnen so herrlich ploppt. Also, liebe Leser, greifen Sie beim nächsten Besuch in Garz zu und lassen Sie es knallen.
Die Rügener Senfmanufaktur betreibt keine Website und keinen Online-Shop. Alle Feinschmecker müssen sich also selbst die Mühe eines Besuches in Garz machen, aber es lohnt sich, zumal hier auch besondere Spirituosen, wertvolle Salze & Öle sowie guter Honig zu erwerben sind.
Rügener Senfmanufaktur
Lange Straße 35, 18574 Garz
Manufakturverkauf Montag – Freitag von 10 bis 18 Uhr
Verbinden Sie Ihren Abstecher in die Senfmanufaktur doch gleich auch mit einem Besuch des >>> Ernst-Moritz-Arndt-Museums und des alten slawischen Burgwalls in Garz! Auch bis zum sehenswerten Geburtshaus von Arndt in Groß Schoritz ist es nicht weit.