Biosphärenreservat Südost-Rügen

Reisen Sie bald wieder nach Rügen? Kennen Sie das UNESCO Biosphärenreservat Südost-Rügen? Wenn Sie es noch nicht kennen, dann empfehlen wir Ihnen, einen Ausflug in diese Region. Sollten Sie Ihren Urlaub auf der Halbinsel Mönchgut verbringen, sind Sie schon mittendrin im Biosphärenreservat.

Was ist ein Biosphärenreservat?

Biosphärenreservate sind Modellregionen, Kulturlandschaften mit herausragender Naturausstattung, in denen ein harmonisches Verhältnis zwischen dem wirtschaftenden Menschen und dem Schutz der natürlichen Ressourcen modellhaft entwickelt wird.

In Deutschland gibt es derzeit 15 Biosphärenreservate, weltweit sind es 631 in 119 Staaten (Stand März 2015).

Das Biosphärenreservat Südost-Rügen wurde 1990 gegründet und 1991 mit der Anerkennung durch die UNESCO in das Weltnetz des MAB-Programmes aufgenommen. Mit ihm wurde ein repräsentativer Landschaftsausschnitt des nordostdeutschen Tieflandes unter Schutz gestellt, der auf kleinstem Raum alle Landschafts- und Küstenformen des mecklenburg-vorpommerschen Küstenraumes widerspiegelt. Land und Meer sind tief ineinander verzahnt. Halbinseln und Küstenvorsprünge werden einerseits durch schmale Landstreifen miteinander verbunden, andererseits durch Bodden und Wieken voneinander getrennt. Feinsandige, breite Sandstrände an der Ostseeküste wechseln mit schroffen Steilküsten, an deren Kliffüßen imposante Blockstrände entstanden sind.

Boddenseitig werden die Ufer meistens von breiten Schilfgürteln gesäumt. Ausgedehnte Buchenwälder oder Magerrasen prägen Endmoränenstandorte, Wiesen und Weiden die nacheiszeitlich entstandenen Niederungen.

Neben der einzigartigen Naturausstattung ist das Gebiet auch durch seine kulturelle Vielfalt einzigartig, der Mensch hat über einen langen Zeitraum seine Spuren hinterlassen. Die Zeugnisse menschlicher Siedlung und Kultur reichen von den Großsteingräbern der Jungsteinzeit über die bronzezeitlichen Hügelgräber, die slawischen Burgwälle, die mittelalterlichen Kirchen und Dorfstrukturen, den Klassizismus und die Bäderarchitektur bis in die Moderne.

Das UNESCO Biosphärenreservat Südost-Rügen

Karte: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Karte: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Ausdehnung:

  • Nord-Süd: 19,5 km
  • West-Ost: 23,5 km

Gesamtfläche: 22.800 ha 100,0% (Flächenanteile Stand Dez. 2010)

  • Wald: 2.800 ha
  • Grünland: 2.600 ha
  • Acker: 3.300 ha
  • Heide, Moor, Sumpf, Ried:  300 ha
  • Gewässer: 12.300 ha
  • Siedlungen/Verkehr: 1.000 ha
  • Sonstige: 500 ha

Zonierung:

  • Kernzone: 330 ha, 1,4%
  • Pflegezone: 3.780 ha, 16,6%
  • Entwicklungszone: 18.690 ha, 82,0%

Naturschutzgebiete:

  • Fläche gesamt: 4.100 ha, 18 %
  • Anzahl: 7

Höchste Erhebung:Tempelberg im NSG Granitz 107m

Blick vom Jagdschloss über die Granitz zum Greifswalder Bodden, Foto: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Blick vom Jagdschloss über die Granitz zum Greifswalder Bodden, Foto: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Gemeinden: Vollständig im Biosphärenreservat:

  • Sellin
  • Baabe
  • Göhren
  • Middelhagen
  • Gager
  • Thiessow
  • Lancken-Granitz

Teilweise im Biosphärenreservat:

  • Putbus
  • Binz
  • Zirkow

Südost-Rügen – von eiszeitlichen Gletschern angelegt und den Wellen der Ostsee überformt

Blockstrand am Ufer der Granitz , Foto: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Blockstrand am Ufer der Granitz , Foto: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Südost-Rügen erhielt seine heutige Landschaftsform als Folge der letzten Gletschervorstöße der Weichselkaltzeit, die vor rund 10.000 bis 12.000 Jahren stattfanden.

Nach dem anschließenden Abschmelzen der Gletscher und dem Einbruch von Meerwasser in das Ostseebecken wurden tiefliegende Bereiche der nacheiszeitlichen Landschaft überflutet, die Höhenzüge der eiszeitlichen Endmoränen bildeten zeitweise einen Archipel einzelner Inseln.

In der Folgezeit kam es durch die Wirkung von Wind und Meeresströmungen zu Küstenausgleichsprozessen, die zur Bildung von Haken und Nehrungen zwischen den ehemaligen Inselkernen führten. Baaber Heide und die Zickerniß-Niederung mit Großem Strand sind typische Nehrungen innerhalb des Biosphärenreservates.

Im Schutze der Nehrungssysteme konnten sich von der offenen Ostsee weitgehend getrennte Seegewässer bilden, die als Bodden bezeichnet werden.

Seit mehr als 5.000 Jahren tritt der Mensch als maßgeblicher Akteur bei der Gestaltung der Landschaft in Erscheinung. Im Biosphärenreservat Südost-Rügen finden sich Zeugnisse verschiedener Siedlungsepochen. Das Spektrum reicht von den Bodendenkmälern aus frühgeschichtlicher Zeit über slawische Ortsnamen, Spuren der Zisterziensermönche, romantische Dorfkirchen, feudale Herrenhäuser, klassizistische Prachtbauten bis zur strahlend weißen Bäderarchitektur.

Pflanzenwelt – Sattes Grün mit bunten Blüten

Das Biosphärenreservat zeichnet sich durch eine vielfältig differenzierte Vegetation aus. Die Granitz ist das größte zusammenhängende Waldgebiet des Biosphärenreservates. Bis in das frühe Mittelalter hinein dominierte hier noch ein Ulmen-Linden-Eichenmischwald. Dann gelangte die Buche zur Vorherrschaft. Die Steilhangbuchenwälder der Außenküste gehören zu den artenreichsten Waldgesellschaften des Norddeutschen Tieflandes. In den luftfeuchten Uferschluchten gedeihen Berg-Ahorn und Wald-Schwingel. An den wenigen Stellen, wo die steilen Kliffs inaktiv sind, bilden Alpen-Johannisbeere, Heckenkirsche, Hartriegel und Sal-Weide die Strauchschicht. In der Krautschicht wachsen Leberblümchen, Buschwindröschen, Schlüsselblume, Maiglöckchen, Frühlings-Platterbse und Waldmeister.

Neben Wäldern prägen Weiderasen das Bild der Landschaft. Neben weiteren bemerkenswerten Trockenrasen stellt das Zickersche Höftland die großartigste Hutelandschaft des gesamten Küstenraumes dar. Niederschlagsarmut, Nährstoffmangel und die Beweidung durch Schafe ließen Vegetationsformen von einzigartiger Vielfalt entstehen. Charakteristische Pflanzen sind eine Reihe wärmeliebender Arten, wie beispielsweise Dost, Weiße Schwalbenwurz oder Großer Ehrenpreis.
Die boddenseitigen Salzwiesen werden im Unterschied zu den Salzwiesen des Wattenmeeres höchsten 4 bis 5 mal pro Jahr überflutet, wenn Stürme vorübergehend starke Schwankungen des Ostseespiegels verursachen. Die Salzwiesen sind Lebensraum für salztolerante Pflanzenarten, wie beispielsweise Strand-Grasnelke, Salzaster, Meerstrand-Dreizack und Queller. Daneben findet man Milchkraut, Strand-Wegerich und Meersenf. Leider haben sie infolge Eindeichung zum großen Teil ihren durch Überflutung mit Salzwasser entstandenen Charakter verloren. Der Verschilfung der Salzweisen in den Deichvorländern wird inzwischen vereinzelt durch Beweidung mit Rindern, wozu der Abschluss eines Nutzungsvertrages notwendig ist, entgegen gewirkt.

Landschaftsbestimmend ist auch die Strand- und Dünenvegetation, die fast nur noch hier ihre ursprüngliche Artenvielfalt aufweist.
Moore sind auf Südost-Rügen weniger verbreitet. Zwischen den bewaldeten Hügeln der Granitz liegt die „Große Wiese“. Sie ist ein Kesselmoor mit 9 m mächtigen Torfablagerungen und torfbildender Pflanzendecke. Torfmoose und Schmalblättriges Wollgras dominieren auf der Oberfläche. Daneben kommen Sonnentau, Moosbeere, Scheidiges Wollgras und Sumpfporst vor.
Vor allem die Landwirtschaftspolitik der DDR hatte zur Folge, dass viele wertvolle Biotope unwiederbringlich zerstört wurden. Feuchtwiesen sind durch Melioration und Düngung in Intensivgrünland umgewandelt worden, Hecken, Feldgehölze und Sölle fielen der Flurbereinigung zum Opfer. Dennoch haben sich auf Südost-Rügen eine Reihe bedrohter und im Bestand gefährdeter Arten erhalten, die anderswo in Deutschland bereits verschwunden sind, wie z.B. Hain-Wachtelweizen, Geflecktes Ferkelkraut, Sumpf-Blutauge, Wiesen-Schlüsselblume, Körnchen-Steinbrech und andere.

Großer Ehrenpreis, Foto: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Großer Ehrenpreis, Foto: Biosphärenreservat Südost-Rügen

Tiere – Von seltenen Insekten, Zugvögeln und „Brotfischen“

Dünen-Sandlaufkäfer, Foto: Biosphörenreservat Südost-Rügen

Dünen-Sandlaufkäfer, Foto: Biosphörenreservat Südost-Rügen

Über die Tierwelt Südost-Rügens ist im Vergleich zur Pflanzenwelt weniger bekannt. Einzelarbeiten weisen aber auf verschiedene Rote-Liste-Arten hin, insbesondere aus der Klasse der Insekten. Besonders die Trockenrasen Südost-Rügens sind Lebensraum für eine Reihe wärmeliebender Insektenarten, wie z.B. Pelz-, Furchen- und Kegelbiene, Gold- und Faltenwespe.
Von Bedeutung sind die breiten Schilfgürtel an den Boddengewässern, die hervorragende Brutreviere für Wasservögel darstellen. Südost-Rügen hat große Bedeutung als Rast- und Brutrevier für Zugvögel. Hauptsächlich sind es verschiedene Gänsearten (Grau-, Saat- und Bläßgans), die im Herbst zu Tausenden in den Buchten rund um die Insel Vilm übernachten und zur Nahrungsaufnahme auf die Äcker kommen.
Von enormer Bedeutung sind die Seegras-, Rot- und Grünalgenbestände in den küstennahen Bereichen des Greifswalder Boddens. Sie sind das größte Laichgebiet der Ostseeheringe. Alljährlich zieht der „Rügensche Frühjahrshering“ in großen Schwärmen aus allen Teilen der Ostsee und aus angrenzenden Bereichen der Nordsee zum Laichen in den Greifswalder Bodden. Er ist der wichtigste „Brotfisch“ der hiesigen Fischer.

Quelle: Biosphärenreservat Südost-Rügen, www.biosphaerenreservat-suedostruegen.de