Badekultur und Bäderwesen auf der Insel Rügen

Vom Wannenbad über den Badekarren bis hin zum Strandkorb.

Wenn wir uns heute genüsslich im weichen Strandsand räkeln und leicht bekleidet oder im Adamskostüm die Sonne genießen, dann ist es schwer vorstellbar, dass vor gar nicht allzu langer Zeit die Sitten und Gebräuche des Badens noch gänzlich anders waren. Unser kleiner Rückblick auf die Entwicklung der Badekultur auf Rügen bringt Licht ins Dunkel.

Geschichte des Bäderwesens auf der Insel Rügen

Schon um 1750 sollen sich „des Bades wegen“ vereinzelt Gäste „zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit“ in Sagard auf der Halbinsel Jasmund aufgehalten haben. Dort gab es eine eisenhaltige Mineralquelle. Da Sagard jedoch zu jener Zeit keinerlei Voraussetzungen für die Aufnahme von Fremden hatte, blieben die Kurgäste bald wieder fern. Erst 1794 begründete Pastor Heinrich Christoph von Willich die „Brunnen-, Bade- und Vergnügungsanstalt“. Dazu wurde nicht nur ein Badehaus mit „steinernen“ Bädern und über der Quelle ein turmartiges Gebäude errichtet, sondern auch eine Grünanlage, die Brunnenaue, angelegt.

Der Landphysikus von Rügen, Dr. Moritz von Willich, ein Bruder des Sagarder Pfarrers, amtierte gleichzeitig als Brunnenarzt und verordnete Trinkkuren sowie warme und kalte Spritz-, Tropf-, Knie- und Fußbäder. Und er tat noch mehr. Er verfasste Schriften wie die „Neuen Nachrichten von dem Sagarder Gesundbrunnen“, die die Vorzüge des Ortes und des Bades erläutern und für die Anlage werben sollten. Aber dem Gesundbrunnen zu Sagard war nur eine recht kurze Lebensdauer beschieden. Während der französischen Okkupation ging der Betrieb ein.

Unsere Unterkünfte in Lauterbach sind auf den Katalogseiten 105-106 zu finden.

Einen schnellen Aufstieg und fast ebenso raschen Abstieg nahm auch das zweite Inselbad: Putbus mit seinem Ortsteil Lauterbach. Doberan und Heiligendamm sollten wohl zunächst Vorbild sein. Doch mit dem 1818 fertiggestellten Badehaus an der Goor, dem 1819-1821 erbauten Theater, der Orangerie, dem Kursaal und den Gästehäusern, mit großzügig angelegten Alleen, dem Wildgehege und den vielen seltenen Gehölzen des Parks übertraf Putbus bald die um wenige Jahrzehnte älteren mecklenburgischen Bäder.

Ganz standesgemäß und dem Geist der damaligen Zeit entsprechend, gab es im fürstlichen Badehaus Goor Wannen aus edlem Carrara-Marmor, aber es zeichnete sich auch der Trend hin zum Baden in der freien Natur ab.